Letzte Aktualisierung am 18.03.2024 um 10:13 Uhr

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Andy, Chris, Sandra, SchwobaBremer, Stautzi und Wicky waren dabei

Bilder von Wicky

Spielbericht – Es geht auch mit dem letzten Aufgebot! Ein vom Verletzungspech arg gebeuteltes Werder Bremen hat bei Bundesliga-Aufsteiger Union Berlin einen enorm wichtigen 2:1 (1:1)-Sieg gefeiert und mit dem zweiten Sieg in Folge den Zwei-Pleiten-Fehlstart in die Saison ausgebügelt.

Niclas Füllkrug erzielte per Kopf den entscheidenden Treffer (56.), nachdem zuvor drei Elfmeter und der Videobeweis die Hauptbestandteile eines ziemlich irren Drehbuchs gewesen waren. Davy Klaassen (5.) für Werder Bremen und Sebastian Andersson (14.) für Union Berlin verwandelten zwei Strafstöße, ehe Klaassen einen weiteren verschoss (55.). Unnötige Zugaben zum Schluss: Gelb-Rot für Berlins Neven Subotic (90.) und Bremens Nuri Sahin (90.+1).

Aber was war das für ein verrückter Start in diese Partie! Nach nur 66 Sekunden zeigte Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden) das erste Mal auf den Elfmeterpunkt. Der Referee hatte ein Foul an Klaassen gesehen und blieb auch nach Ansicht der Videobilder bei dieser Entscheidung. Und das war – sagen wir es ungeschönt – großes Glück für Werder.

Denn Klaassen war erst von Unions Christopher Lenz berührt worden, als er gegen Berlins Keeper Rafal Gikiewicz ein Foul vortäuschen wollte. Oder anders gesagt: Während der Schwalbe kam das Foul. Den Strafstoß hätte Welz auch gut und gerne zurücknehmen können. Weil er es nicht tat, trat Klaassen nach drei Minuten der Überprüfung an und verwandelte mit einem unplatzierten Schuss in die Mitte zur frühen Bremer Führung. Gikiewicz hatte noch den Fuß an den Ball bekommen, konnte aber nicht mehr abwehren.

Werder Bremen gegen Union Berlin: 1:1 und zwei Elfmeter nach nur 14 Minuten

Werder in Front – und das schien in der speziellen Situation mit zehn verletzten Spielern – darunter Leistungsträger wie Maximilian Eggestein, Niklas Moisander sowie sämtliche Innenverteidiger – wie ein großes Geschenk. Doch die Freude darüber währte nur sieben Minuten. Ausgerechnet Christian Groß, dem die Bremer Personalnot zu seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga verholfen hatte, unterlief im Strafraum ein klares Handspiel. Zwar wurde er vom Ex-Bremer Anthony Ujah bedrängt, trotzdem: Das musste nicht sein. Welz hatte es zunächst nicht gesehen, benötigte erneut den Videobeweis und entschied völlig korrekt auf Strafstoß für Union. Sebastian Andersson trat an und ließ Jiri Pavlenka im Bremer Tor keine Chance.

1:1 nach zwei Elfmeter und nur 14 Minuten. Bemerkenswert daran: Erst einmal wurden in der Geschichte der Bundesliga so früh im Spiel zwei Elfmeter verwandelt. 1989 war‘s, als beim 2:3 zwischen dem VfL Bochum und Waldhof Mannheim in der fünften und achten Minute vom Punkt getroffen worden war.

Werder Bremen wird noch ein Elfmeter in der ersten Halbzeit verwehrt

Vielleicht hätten es Union und Werder auch in die Geschichtsbücher geschafft, wenn Schiedsrichter Welz und Videoreferee Bastian Dankert in Minute 22 genauer hingeschaut hätten. Union-Verteidiger Lenz war der Ball klar an die Hand geflogen, doch trotz Besprechung mit dem Videokeller verzichtete Welz auf den Videobeweis. Kein dritter Elfer, keine erneute Werder-Führung. Dass darüber in der Nachbetrachtung des Spiels noch zu reden sein wird, ist klar.

Nach den drei Aufregern im ersten Viertel senkte sich der Puls bei den rund 22.000 Zuschauern im Stadion An der Alten Försterei nach und nach. Yuya Osako (25.), Johannes Eggestein (36.) und Leonardo Bittencourt (43.) feuerten noch auf das Union-Tor, Ujah versuchte es auf der Gegenseite – das war das, was in Halbzeit eins noch an fußballerischen Akzenten gesetzt wurde. Immerhin: Werder hatte es geschafft, dass die zusammengeflickte Viererkette nicht zu sehr unter Druck geraten war.

Werder Bremen: Davy Klaassen verschießt Elfmeter - Niclas Füllkrug trifft per Kopf

Nach der Pause schaffte Werder sogar noch mehr: Nämlich aus einem verrückten Spiel ein noch verrückteres zu machen. Wieder mit den Zutaten Foul, Videobeweis und Elfmeter. Der dritte Teil dieses Dramas hatte jedoch eine besondere Pointe. Denn das war passiert: Theo Gebre Selassie war von Christopher Trimmel per Trikotzupfer am Torschuss gehindert worden. Schnelle Entscheidung von Welz – Elfer Nummer drei.

Klaassen, schon beim ersten Versuch nicht der sicherste Schütze – scheiterte aber an Gikiewicz. Was für Entsetzen auf der Bremer Bank sorgte. Doch nur Sekunden später entspannten sich alle wieder. Niclas Füllkrug, der kurz zuvor noch eine Großchance vergeben hatte, rammte den Ball nach einem Eckstoß von Nuri Sahin ins Netz (56.). Es war die perfekte Reaktion auf den Elfmeter-Fehlschuss. Einfach Wahnsinn!

Werder Bremen und Union Berlin: Platzverweise für Neven Subotic und Nuri Sahin

Werder wieder vorn, und was machte Union Berlin, der Aufsteiger? Zunächst nicht viel. Die Platzherren kamen 20 Minuten lang überhaupt nicht mehr vor das Bremer Tor, ehe der eingewechselte Sebastian Polter – in der Jugend übrigens Torwart im Werder-Nachwuchs – für ein bisschen Gefahr sorgte (76.). Die Kontrolle über die Partie besaßen in dieser Phase jedoch die Bremer. Bis zur 80. Minute, als Pavlenka gegen Marius Bülter volles Risiko gehen musste, um das 2:2 zu verhindern. Bei einer weiteren Berliner Chance verhinderte Groß den Ausgleich.

Am Ende wurde es dann noch mal turbulent. Erst flog Subotic nach rüdem Foul an Bittencourt, dann Sahin - wohl wegen Spielverzögerung. Er wird Werder am kommenden Wochenende gegen RB Leipzig fehlen. Der nächste Ausfall... (csa)

 

Die Noten und alle Bremer Spieler in der Einzelkritik.

Jiri Pavlenka: Auch im vierten Saisonspiel blieb er wieder nicht ohne Gegentor – ein Vorwurf ist ihm deswegen aber nicht zu machen. Beim Elfmeter von Andersson zum 1:1 chancenlos. Ansonsten wenig geprüft, aber zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Note 3

 Michael Lang: Der Rechtsverteidiger suchte, wann immer es ging, den Weg nach vorne, schlug Flanken und kam auch wiederholt selbst gefährlich zum Abschluss (22./61.). Hatte seine Seite defensiv zudem weitestgehend im Griff. Note 2,5

Theodor Gebre Selassie: Half wie schon in den vergangenen Wochen wieder als Innenverteidiger aus und erledigte die ungeliebte Aufgabe erneut solide. Stark seine Rettungstat gegen Ujah (11.). Im Spielaufbau erwartungsgemäß mit kleineren Abstrichen. Holte den zweiten Elfmeter heraus. Note 2

Christian Groß: Startelf-Debüt in der Bundesliga und das im zarten Alter von 30 Jahren. Das war schon eine tolle Geschichte – nur das Spiel, das lief für den U23-Kapitän dann gar nicht mehr toll. Verursachte den Handelfmeter zum 1:1 (14.) und wirkte danach in vielen Aktionen unsicher. Positiv: Ließ sich nicht hängen, sondern kämpfte sich später zurück ins Spiel. In der Schlussphase mit einer wichtigen Rettungstat. Note 4

Marco Friedl: Hinten auf Sicherheit bedacht, nach vorne dafür blass: Das traf auch an der Alten Försterei einmal mehr auf den Auftritt des Österreichers zu. Leistete sich einige Fehlpässe, die verheißungsvolle Angriffe im Keim erstickten. Note 3,5

Nuri Sahin: Ließ sich oft zwischen die Innenverteidiger fallen, um den Spielaufbau anzukurbeln, was Werder Sicherheit brachte. Wirkte in manchen Zweikämpfen vor der Pause jedoch nicht gedankenschnell genug, zögerte einen Moment zu lange – und der Ball war weg. In Durchgang zwei verbessert. Präzise dann seine Ecke vor dem 2:1. Kassierte in der Nachspielzeit für eine Spielverzögerung die Gelb-Rote Karte und fehlt damit am kommenden Spieltag gegen RB Leipzig. Note 3

Johannes Eggestein (bis 84.): Der frisch gebackene Kapitän der U21-Nationalmannschaft lieferte einen unauffälligen Auftritt ab. Beste Aktionen: Ein Kopfball zwei Meter am Tor vorbei (16.) und ein Abschluss aus spitzem Winkel, den Gikiewicz zur Ecke klärte (36.). Note 4

Davy Klaassen: Den ersten Elfmeter, sagen wir, clever herausgeholt und trotz Verzögerung durch den Videobeweis (mit Glück) verwandelt (5.). Mit dem zweiten dann an Union-Keeper Gikiewicz gescheitert (54.) – für den Niederländer war es ein Nachmittag mit Licht und Schatten. Aus dem Spiel heraus stets anspielbereit und um Tempo bemüht. Note 3

Niclas Füllkrug: Ließ sich in der Anfangsphase von der hitzigen Atmosphäre anstecken, was ihm früh eine unnötige Gelbe Karte einbrachte (19.). Insgesamt sehr energisch und mit großem Einsatz – so wie beim Kopfballtor zum 2:1 (55.). Seine Explosivität vor dem Tor ist einfach wertvoll für Werder.Note 2

Yuya Osako (bis 68.): In der Bremer Offensive wieder in nahezu alle Spielzüge eingebunden, dieses Mal aber nicht so glänzend aufgelegt wie noch gegen Augsburg. Seine gefährlichen Pässe in die Tiefe konnte er nicht anbringen. Versuchte es dafür selbst aus der Distanz – vergeblich. Mit Wadenproblemen ausgewechselt. Note 4

Leonardo Bittencourt (bis 90.): Feierte seine Premiere im Werder-Trikot und stellte dabei prompt einen Rekord auf: Mit 25 Jahren und 269 Tagen ist er nun der jüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte, der für fünf verschiedene Vereine gespielt hat. Kam stark ins Spiel, aus seiner Flanke resultierte der frühe Foulelfmeter. Viel unterwegs. Auch wenn ihm nicht alles gelang, war durchaus zu erkennen: Er kann im Bremer Spiel für die überraschenden Momente sorgen. Baute nach der Pause ab. Note 3

Josh Sargent (ab 68.): Sollte für die Schlussphase neuen Schwung in die Offensive bringen, kam aber nicht mehr gefährlich zum Abschluss. Note -

Claudio Pizarro (ab 84.): Kam für die letzten Minuten und sortierte sich ins Mittelfeld ein. Sollte dort mit seiner großen Routine Bälle halten und das Spiel beruhigen. Note -

Benjamin Goller (ab 90.): Feierte sein Bundesliga-Debüt. Note -

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