Der SV Werder Bremen ist ein deutscher Sportverein mit über 42.000 Mitgliedern, dessen Lizenzspielerabteilung in den letzten Jahren national wie international zu den erfolgreichsten Mannschaften der Fußball-Bundesliga gehörte: Neben vier Deutschen Meisterschaften und sechs DFB-Pokal-Siegen steht ein Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992 zu Buche. Der Club ist Gründungsmitglied der Bundesliga und gehörte dieser mit Ausnahme der Spielzeiten 1980/81 und 2021/22 durchgehend an. In der ewigen Tabelle der Bundesliga liegt Bremen derzeit auf Platz 2 hinter Bayern München.

Am 4. Februar 1899 als Fußballverein Werder von 1899 gegründet, bietet er heute neben Fußball Handball, Leichtathletik, Tischtennis, Turnspiele, Gymnastik und Schach an. Werder Bremen besteht nach der Ausgliederung profitorientierter und leistungssportlicher Abteilungen des Gesamtvereins am 27. Mai 2003 aus dem für den Amateursport zuständigen gemeinnützigen Sport-Verein Werder von 1899 e. V. und der unter anderem für den Profifußball verantwortlichen Werder Bremen GmbH & Co. KGaA.

Der Vereinsname ist vom an der Weser gelegenen Stadtwerder abgeleitet, auf dem sich das erste Trainings- und Spielgelände des Vereins befand. Das Wort Werder bezeichnet eine Flussinsel oder das Land, das von einem Fluss aufgeschwemmt wurde, wie der Peterswerder, auf dem sich das heutige Bremer Weserstadion befindet, in dem Werder Bremens Fußballprofis ihre Heimspiele austragen.

Vom FVW zum SVW

Hätten einige junge Männer Ende des 19. Jahrhunderts ein dickes Seil zu früh losgelassen, würden wir heute vielleicht einem ganz anderen Verein als dem SV Werder Bremen die Daumen drücken. Denn im Jahr 1899 begann alles mit einem Tauziehwettbewerb. Eine Schar 16-jähriger Schüler hatten einen solchen im Jahr 1899 gewonnen. Als Preis gab es einen Fußball, worauf die Jugendlichen den Entschluss fassten, einen Verein namens FV Werder Bremen zu gründen. Bereits vier Jahre später gab es für den jungen Fußball-Verein einen Titelhattrick zu feiern, als drei Teams des FVW in allen drei Bremer Spielklassen die Meisterschaft errang. Spiele des Fußball-Vereins Werder Bremen waren in der Folge schon so sehr von öffentlichem Interesse, dass als erster Bremer Verein nun Eintrittsgelder zu den Spielen verlangt werden konnte.

Eine Luftaufnahme vom Weserstadion im Gründungsjahr 1926.

Neben den sportlichen Erfolgen wie etwa der Qualifikation zur Norddeutschen Meisterschaft war das Durchsetzen gegen nichtsportliche Gegner zu dieser Zeit ebenso wichtig. Schließlich stieß den Mitgliedern der nationalistischen Turnbewegung in Deutschland auf, dass der Fußballsport seinen Ursprung in England hatte und somit entgegen ihrer Vorstellung "undeutsch" war. Weitergespielt wurde dennoch, der Spielbetrieb sogar über den ersten Weltkrieg hinaus aufrechterhalten, obwohl viele Männer in den Schlachten des Krieges gefallen waren.

Seit dem Jahr 1919 durften auch Frauen Mitglied im FV Werder Bremen werden, in den Anfangsjahren waren zuvor lediglich Männer höheren Bildungsgrades willkommen. Der Trend der Zeit ging in den Folgejahren allerdings weg vom reinen Fußballverein hin zum Sportverein. So auch in Bremen. Drum wurde der Verein im Jahr 1920 offiziell in den "Sportverein Werder Bremen von 1899" umbenannt. Leichtathletik, Schach, Tennis aber auch Baseball und Cricket wurden als weitere Sportarten hinzugenommen, Fußball aber blieb die bedeutendste Abteilung. In der Folge stieg die Mitgliederzahl mitunter gar über die 1.000er Grenze.

Im Zuge der zunehmenden Professionalisierung des Fußballsports verpflichtete Werder ab den 30er Jahren auch spätere Nationalspieler wie etwa Hans Tibulski oder Matthias Heidemann, Werders erstem Nationalspieler überhaupt.

Gespielt wurde damals bereits im Weserstadion. Zwar hatte Werder den Wettbewerb um einen Spielstättenbau am Weserufer gegen den Allgemeinen Bremer Turn- und Sportverein verloren. Der ABTS aber musste aufgrund der finanziellen Aufwendung des Projekts Weserstadion, selbiges in den Folgejahren verpachten. Unter anderem an den Sportverein Werder.


Ein Vorläufer des Werder-Logos. Diese
Variante hielt sich aber nur fünf Jahre.
Seit 1929 gibt es das Werder-Logo in seiner Rautenform.
 
 
 
Während der Zeit des Nazi-Regimes gelangen dem weiterhin erlaubten Sportverein Werder Bremen von 1899 die ersten überregionalen Erfolge wie z.B. die Gaumeistertitel 1934, '36, '37 und '42. Vor Ende des zweiten Weltkriegs wurde der Spielbetrieb dann eingestellt, am 10. November 1945 der Verein aufgelöst und durch eine Fusion der zur NS-Zeit verbotenen Vereine TV Vorwärts und Freie Schwimmer 1910 als TuS Werder 1945 neu gegründet.

Ein Jahr danach wurde dieser Verein wiederum in SV Grün-Weiß 1899 Bremen umbenannt. Da die Besatzungsmächte aber gegen die Existenz von Vereinen waren, die während der NS-Zeit geduldet wurden, musste der Name wieder geändert werden. Die "1899" erinnerte zu sehr an den Namen des Vereins während des zweiten Weltkrieges und somit hieß der Verein ab sofort SV Werder Bremen. Im selben Jahr noch wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen und mit dem Gewinn der Stadtmeisterschaft gleich im ersten Jahr ein Titel gefeiert.

Von der Oberliga in die Bundesliga


Ein Spielerpass aus der damaligen Zeit.
 
Ab der Saison 1947/48 war Werder in der Oberliga Nord zuhause. Und bezeichnend für die Mannschaft jener Nachkriegsjahre war die Tatsache, dass sie gerne einmal gegen vermeintlich stärkere Teams gewann, gegen schwächere Mannschaft aber auch öfters mal unterlag. Daher bekam Werder zu jener Zeit den Spitznamen "Sphinx des Nordens" verpasst. Um die Nummer eins im Norden mussten sich die Bremer zunächst noch keine Gedanken machen. Diese hatte der Hamburger SV inne, der bis zur Gründung der Bundesliga allein 15 Mal den Titel in der Oberliga-Nordstaffel holte. Mit dem Bremer SV und Bremerhaven 93 kämpfte Werder zu dieser Zeit um den Status als Nummer eins in Bremen. Dieser Status kristallisierte sich allerdings so richtig erst ab 1958 und der Verpflichtung des ehemaligen A-Nationalspielers Georg Knöpfle als Trainer heraus. Statt an die Elbe zog es Spieler wie Helmut Schimeczek und Willi Schröder fortan auch an die Weser.
 
Zwischen 1959 und 1963 wurde der SVW ununterbrochen Vize-Meister der Oberliga Nord und qualifizierte sich schließlich gemeinsam mit Eintracht Braunschweig und dem Hamburger SV für die neu gegründete Fußball-Bundesliga, die ab der Saison 1963/64 an den Start ging. Werder wurde also Gründungsmitglied einer der heute und zwischendurch besten Ligen der Welt.

Viele Werderaner Spieler aus dem damaligen Team der Nachkriegsjahre arbeiteten zu jener Zeit zusätzlich bei einem US-amerikanischen Tabakunternehmen, da die damalige Verdienstobergrenze von 320 Mark einfach nicht zum Leben ausreichte. Aufgrund dieser Tatsache wurden Werders Fußballer damals auch als "Texas-Elf" bezeichnet.

In die ersten Nachkriegsjahre von Werder Bremen fällt auch der erste DFB-Pokal-Sieg des Vereins 1961. Mit Spielern wie "Sepp" Piontek und "Pico" Schütz gelang den Bremern auf der Gelsenkirchener Glückauf-Kampfbahn im Finale ein 2:0-Erfolg über den 1.FC Kaiserslautern. Schröder und Jagielski schossen die Tore.


Die erste Meisterschaft und der Pfostenbruch vom Bökelberg


Das Meistertrikot aus der Saison 1964/65. Das Exemplar von Dieter Thun mit der Rückennummer 8 kann im
WUSEUM begutachtet werden.
 
Es fiel im Weser-Stadion. Das allererste Tor der Bundesliga-Geschichte. Allerdings gegen Werder. Timo Konietzka hatte es am ersten Spieltag im Spiel der Bremer gegen Borussia Dortmund erzielt. Geschlagen war ein Keeper, der eigentlich gar nicht mehr aktiv war. Dragomir Ilic musste kurz vor Saisonbeginn reaktiviert werden, da sich im Vorfeld der Spielzeit 1963/64 die ersten sechs (!) Torhüter der Werderaner nacheinander verletzt hatten. Kein guter Start also in die erfolgreiche Bundesliga-Geschichte des SV Werder Bremen. Die erste Saison schlossen die Werderaner als Gründungsmitglied schließlich mit dem zehnten Tabellenplatz ab.

Ein Jahr später fiel die "0" in der "10" weg. Werder wurder Erster. In jener Saison, in der die Stadt Bremen 1.000 Jahre alt wurde, feierte der SV Werder Bremen seinen ersten Deutschen Meistertitel. Am 17. Spieltag der Saison 1964/65 setzten sich die Bremer an die Tabellespitze und ließen sich bis zum Schluss nicht mehr von selbiger verdrängen. Rekordspieler Horst-Dieter Höttges stand genauso im Kader wie Arnold Schütz, Max Lorenz, Walter Nachtwey. Helmut Jagielski (10 Tore), Arnold Schütz, Gerhard Zebrowski (11) und Klaus Matischiak (12) waren damals die besten Torschützen der Werderaner, die von Willi Multhaup trainiert wurden.


Einer der Grundsteine der zur ersten Bundesliga-Saison
1963/64 gebauten Osttribüne des Weser-Stadions.

 


"Ich sah wie das Tor brach, bin dann in Deckung gegangen"

In den Folgejahren konnte sich Werder allerdings nicht in der Spitzengruppe der Liga halten. Auf die Meisterschaft folgte Platz vier, danach wurden die Bremer sogar nur Sechzehnter. In der Saison 1967/68 spurteten die Bremer noch einmal von Platz 18 auf den zweiten Rang zur Vizemeisterschaft. Bis zum Ende des Jahrzehnts blieb Werder in der Folge im Mittelfeld der Tabelle.

So unspektakulär die Saison 1970/71 mit Platz zehn endete, so außergewöhnlich war besonders eine Partie in jener Saison. Am 3. April stand es kurz vor dem Ende der Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen 1:1, als zwei Spieler ins Tor der Werderaner stolperten. Die Spieler blieben heile, allerdings brach der hölzerne Pfosten des Tores und folglich der ganze Kasten in sich zusammen. Die Bremer unternahmen in der Hoffnung auf ein Wiederholungsspiel große Anstrengungen, das Tor wieder aufzustellen. Doch es sollte nicht gelingen. Das Spiel wurde abgebrochen und Werder bekam später beide Punkte zugesprochen, da die Gladbacher Gastgeber keinen Ersatz für das kaputte Tor organisiert hatten. Herbert Laumen, einer der beiden Spieler, die damals das Tor "getroffen" hatten, sagte später in einem Interview mit der WELT: "Ich sah, wie das Tor brach, bin dann in Deckung gegangen und lag schließlich wie ein Fisch im Netz gefangen. In der Nordkurve gab es daraufhin ein Riesengelächter. Das war ein Spektakel."

Mit dem Pfostenbruch vom Bökelberg hatte sich Laumen in die Fußball-Geschichtsbücher eingetragen. Denn er sollte den Fußball verändern. "Der Pfostenbruch bleibt immer legendär, denn er hat ja nachhaltig etwas bewirkt: Danach gab es Aluminiumtore. Und ich bin unsterblich geworden", sagte Laumen, der später in den 70er Jahren auch das Trikot von Werder Bremen trug.


Mit Speckflagge und Starensemble


Rot-Weiß statt Grün-Weiß. In den 70er Jahren lief Werder in den Farben der Stadt Bremen mit den sogenannten "Speckflaggen-Trikots" auf.

 
Zur Saison 1971/72 wechselte der SV Werder nicht nur sein Outfit, sondern frischte sein Team auch mit reichlich neuen Gesichtern auf. Anstatt im traditionellen "Grün-Weiß" lief der SV Werder Bremen fortan in den sogenannten "Speckflaggen-Trikots" auf. Die Farben der Stadt Bremen leuchteten nun auf dem Shirt, statt Werder-W prankte der Bremer Schlüssel auf der Brust des längsgestreiften Jerseys und die Mannschaft warb auf diese Weise fortan gewissermaßen für die Stadt Bremen. In Kooperation mit der Stadt und der Bremer Wirtschaft, wurde die finanzielle Situation des Vereins verbessert. Schulden wurden erlassen und der Verein an den Erlösen aus den Werbeeinnahmen des Weser-Stadions beteiligt.

Ohne großartig auf den Pfennig schauen zu müssen, wurden für die Spielzeit 1971/72 einige Stars an die Weser gelockt. Akteure wie Willi Neuberger, Herbert Laumen oder Werner "Acker" Weist trugen nun das Bremer Trikot. Selbst ein Günter Netzer sollte und wollte an die Weser wechseln, allerdings konnte der Verein seine zusätzliche Forderung, fortan auch Werders Stadionzeitung "Werder-Echo" zu vermarkten, nicht erfüllen. So blieb der Spieler mit der langen Mähne in Mönchengladbach.


Ein Spieler unter jedem Bierglas. Von Bierdeckeln
grüßten die Werder-Kicker in den 70ern.

Das große Projekt, Werder mit viel Geld wieder an die Spitze der Bundesliga zu hieven, schlug allerdings fehl. Die Star-Truppe von der Weser funktionierte nicht so wie gewünscht. Werder landete nach einer Saison, in der allein sechs verschiedene Trainer auf der Bremer Bank saßen, auf einem enttäuschenden elften Tabellenplatz. Und die Platzierungen in den Folgejahren sollten nicht besser werden. Plätze im Mittelfeld waren nun die Normalität. Negativer Höhepunkt war die Saison 1979/1980 als die Bremer, die mittlerweile wieder seit einigen Spielzeiten in ihren ursprünglichen Vereinsfarben "Grün" und "Weiß" aufliefen, als 17. den Gang in die zweite Liga antreten mussten.


Wiederaufstieg und Beginn der Rehhagel-Ära


Otto Rehhagel wird in Werders Wiederaufstiegssaison Cheftrainer, später wechselt mit Rudi Völler ein kommender
Weltklasse-Stürmer an die Weser.
 
Die 80er Jahre begannen für den SV Werder Bremen zweitklassig. Die Norddeutschen hatten nach Platz 17 zum bisher einzigen Mal in ihrer Vereinsgeschichte den Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen. Lange sollten die Bremer aber nicht dort bleiben. Trainer Kuno Klötzer, der wenige Spiele vor Saisonende sein Traineramt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen musste, sowie sein Nachfolger Otto Rehhagel führten das Team von der Weser 1981 direkt zurück ins Fußballoberhaus. Es war ein Start in eine überaus erfolgreiche Ära. Gemeinsam mit Manager Willi Lemke baute Coach Otto Rehhagel über Jahre eine Mannschaft auf, die es mit den Besten in Deutschland und später auch Europa aufnehmen konnte - Und zum Hauptkontrahenten des FC Bayern München aufstieg.

Erwin Kostedde, der die Bremer 1981 mit 29 Toren zurück in die 1. Bundesliga geschossen hatte, verließ den Verein 1982/83 in Richtung Frankreich zu Stade Laval. Torjäger-Ersatz war schnell gefunden. Ein gewisser Rudi Völler wechselte als frisch gebackener Zweitliga-Torschützenkönig an die Weser. An der Seite von Spielern wie Norbert Meier, Frank Ordenewitz, Thomas Schaaf, Johnny Otten, Benno Möhlmann, Manfred Burgsmüller, Frank Neubarth oder Dieter Burdenski reifte Völler später zum internationalen Klasse-Stürmer.

Am letzten Spieltag der Saison 1985/86 vergibt Werder durch ein 1:2 gegen den VfB Stuttgart noch den sicher geglaubten Meistertitel.

Direkt nach dem Wiederaufstieg 1981 sollten die Bremer durchstarten. Das Thema Abstieg war auf Jahre hinaus kein Thema mehr. Ganz im Gegenteil. Nach dem Klassensprung landete die Rehhagel-Elf sechs Mal in Folge unter den Top Fünf der Tabelle. Titel gab es in dieser aufstrebenden Phase des Vereins aber noch nicht zu feiern. Dafür wurde Werder 1983, 1985 sowie 1986 Deutscher Vize-Meister. 1983 und '85 verpassten die Norddeutschen dabei den Titel jeweils nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses. 1983 hatte der HSV die Nase vorn, 1986 der FC Bayern.

Am 22. April 1986 hätten die Grün-Weißen im heimischen Weser-Stadion bereits vorzeitig alles klar machen können. Michael Kutzop, der sonst alle seine Strafstöße verwandelte, schoss - beim Stand von 0:0 - in der 88. Minute gegen Bayern München einen Elfmeter an den rechten Pfosten. Werder verpasste somit den vorentscheidenden Siegtreffer. Einen Spieltag später vergab das Team auch die letzte Chance auf die Schale, als es gegen den VfB Stuttgart, gegen den schon ein Remis gereicht hätte, mit 1:2 eine weitere Niederlage setzte. Die Münchner zogen auf den letzten Drücker an Werder vorbei an die Spitze und somit zur Schale. Lange mussten sich die Werderaner aber nicht grämen. Der Meistertitel sollte schon bald folgen.


Pokale und Meisterschalen – Titeljahre an der Weser


1994 feierte Werder, ein Jahr vor dem Weggang von Otto Rehhagel den Erfolg im DFB-Pokal über Rot-Weiss Essen.
 
Einige Male hatten die Werderaner nach ihrem Wiederaufstieg in die Bundesliga zu Beginn der 80er Jahre schon daran schnuppern dürfen, in der Saison 1987/88 war es endlich soweit. Der SV Werder Bremen durfte seinen zweiten Meistertitel feiern. Die Defensive um Torhüter Oliver Reck, der seine erste Saison als Nummer eins im Bremer Trikot spielte, sowie Spieler wie Rune Bratseth, Thomas Schaaf, Uli Borowka, Jonny Otten oder Gunnar Sauer ließ lediglich 22 Gegentore zu. Und vorne schoss das Offensivtrio um Karl-Heinz Riedle (18 Tore), Frank Ordenewitz (16) und Norbert Meier (7), rund zwei Drittel aller Bremer Tore. Am Ende lag Werder mit vier Zählern Vorsprung vor dem FC Bayern auf Rang eins und sollte von nun an für viele Jahre die erfolgreichste deutsche Mannschaft neben den Münchnern sein.
 
Im gleichen Jahr spielten sich die Werderaner obendrein in die Halbfinals des UEFA-Cups (Aus gegen Leverkusen) sowie des DFB-Pokals (Niederlage gegen Frankfurt) vor. Sowohl europäisch als auch national sollten aber auch die Pokaltitel nicht lange auf sich warten. Nachdem die Elf von Trainer Otto Rehhagel, der mit seiner "kontrollierten Offensive" überaus erfolgreichen Fußball an der Weser spielen ließ, bereits 1989 und 1990 im DFB-Pokalendspiel stand, gab es in diesem Wettbewerb 1991 dann den verdienten Erfolg. Im Elfmeterschießen wurde der 1.FC Köln bezwungen.

1988 sowie 1993 gewann Werder den Deutschen Meistertitel.

Nachdem in der Vorsaison die Werderaner einmal mehr ihre internationale Klasse andeuteten und in zwei spektakulären Spielen die Übermannschaft vom SSC Neapel (siehe Extra-Geschichte) im UEFA-Cup ausgeschaltet wurde, durften die Werderaner in der Saison 1991/92 dann den Europapokal der Pokalsieger in die Höhe stemmen. In Lissabon hatte Klaus Allofs die Bremer gegen den AS Monaco in Führung gebracht. Wynton Rufer setzte mit dem 2:0 den Schlusspunkt, nachdem zuvor Teams wie Galatasaray Istanbul oder der FC Brügge ausgeschaltet wurden.

1992 gewann Rune Bratseth mit Werder den Europapokal der Pokalsieger.


Der nächste Meistertitel und die Champions-League-Premiere

Im Jahr 1993 gab es bereits den nächsten Titel an der Weser zu feiern. Denn in Bremen wurde erneut die Meisterschale, die mittlerweile dritte in der Vereinsgeschichte, in den Himmel gereckt. Mit Kickern wie Wynton Rufer, Mario Basler oder dem Österreicher Andy Herzog war den Grün-Weißen der Titel nicht zu nehmen. Die Meisterschaft bedeutete zugleich die Qualifikation für die neu eingeführte Champions League. Werder war dort 1993/94 als erstes deutsches Team überhaupt in der Gruppenphase vertreten, schied aber unter anderem gegen den späteren Titelträger AC Mailand aus.

In jener Spielzeit eroberten die Werderaner nochmals den DFB-Pokal. Die nächste Meisterschaft wurde im Saison-Endspurt nach Pleiten gegen den FC Schalke 04 und den FC Bayern München nur hauchdünn verpasst. Es sollte das letzte Jahr unter Trainer Otto Rehhagel sein. Dieser wechselte zum Rekordmeister FC Bayern München. In Bremen waren die überaus erfolgreichen Zeiten mit seinem Weggang für einige Jahre vorbei. Es folgte eine Übergangsphase an der Weser mit vielen Umstrukturierungen.


Rückblick auf die Ära Rehhagel und Jahre des Übergangs


Zwischen 1981 und 1995 war Otto Rehhagel unter Manager Willi Lemke Trainer des SV Werder. Nach einer
Übergangszeit von drei Jahren begann mit Thomas Schaaf eine neue Ära an der Weser.
 
Manchmal ist er noch in Bremen zugegen. In jener Stadt, in der er über 14 Jahre den SV Werder trainierte. Oft sitzt Otto Rehhagel dann in seinem Lieblingscafé und ganz automatisch kommen ihm die vielen tollen Erinnerungen an jene erfolgreiche Zeit in den Sinn, in der er an der Weser zusammen mit Manager Willi Lemke Jahr für Jahr eine Spitzenmannschaft formte und ins Rennen schicken konnte. Das Ergebnis dieser Ära: Meistertitel, Pokalerfolge und Sensationen satt für den SV Werder Bremen.
 
 
Die Ära Rehhagel begann in der zweiten Liga. Werder war ein Jahr zuvor trotz einiger nahmhafter Spieler abgestiegen. Nach etwa zwei Drittel der Spielzeit 1980/1981 übernahm Otto Rehhagel aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls des bisherigen Chefcoaches Kuno Klötzer den Platz auf dem Trainerstuhl. Werder stand an der Spitze der Liga und sollte am Ende der Saison den direkten Wiederaufstieg perfekt machen.

Gleich in seinem ersten Spiel bewies Rehhagel, dass er auch ein Trainer ist, der, wie er es selbst nennt, "so komische Einfälle" in die Tat umsetzt. Für Werder ging es nach Berlin zur Hertha ins Olympiastadion, wo 72.000 Menschen auf den Einmarsch der Mannschaften warteten. Bereits am Vorabend hatte Rehhagel dem damaligen Werder-Schatzmeister Karl-Heinz Hohnhorst prophezeit.: "Herr Hohnhorst, wenn es nicht so richtig läuft , werde ich unseren kleinen Finnen Pasi Rautiainen ins kalte Wasser werfen." So kam es dann wirklich. Rautiainen wurde eingewechselt und erzielte das 2:1-Siegtor.

Das goldrichtige Händchen und die Art die Mannschaft in den folgenden Jahren Fußball spielen zu lassen, nämlich in einem viel zitierten System "kontrollierter Offensive", baute Rehhagel zusammen mit Manager Willi Lemke ein Werder auf, das bis Mitte der 90er die erfolgreichste Mannschaft Deutschlands neben dem FC Bayern München bleiben sollte. Otto Rehhagel verstand es, in ein Gefüge Weltstars wie Rudi Völler, Karlheinz Riedle oder Rune Bratseth einzubauen. Auch mit als eigenwillig geltenden Charakteren wie Mario Basler kam Rehhagel auf einen grünen-weißen Zweig.


Feierte in über 14 Jahren als Werder-Trainer
reichlich Erfolge an der Weser: Otto Rehhagel.


Beginn einer neuen Ära. Manager Klaus Allofs und Cheftranier Thomas Schaaf mit den beiden Neuzugängen Frank Baumann und Ivan Chanko vor der Saison 1999/2000.

Erfolge der 80er und 90er "eine Sensation"

1988 stemmten Rehhagel und Co. erstmals die Deutsche Meisterschale in die Höhe. Es folgten DFB-Pokal-Siege, ein Europapokal-Sieg der Pokalsieger und eine weitere Meisterschaft (1993). Nicht zu vergessen die erstmalige Qualifikation einer deutschen Mannschaft für die acht Teams starke Gruppenphase der neu geschaffenen Champions- League (1993/94) und die zahlreichen Werder-Wunder wie gegen den RSC Anderlecht (1993) oder die Kantersiege gegen den Weltklub SSC Neapel (1989).

Diese Erfolge der 80er und 90er Jahre betitelt Rehhagel selbst gar als "Sensation", weil sie "mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln erarbeitet wurden." Ein Jahr nach dem zweiten Meistertitel wechselte Rehhagel nach 14 Jahren als Trainer des SV Werder Bremen den Verein. Zur Saison 1995/96 wurde er Coach des FC Bayern und nahm seinen österreichischen Spielmacher Andreas Herzog gleich mit an die Isar.

Nach dem Weggang Rehhagels stellte sich die überaus erfolgreiche Fußballzeit für einige Jahre ein. Statt Spitzenplätzen wie in den Jahren zuvor, landeten die Bremer meist nur im Mittelfeld der Tabelle. Die Trainer Aad de Mos, Dixie Dörner und Wolfgang Sidka folgten auf die Ära Rehhagel. Anschließend kam Felix Magath, der die Elf in seiner ersten Saison ebenfalls auf einen Mittelfeldplatz führte. In der Spielzeit 1998/99 ging es jedoch rasant bergab. Das Vereinspräsidium um Dr. Franz Böhmert, Klaus-Dieter Fischer und Manfred Müller trat unter dem Eindruck der schlechten Entwicklung in der zweiten Saisonhälfte der Saison 1998/99 geschlossen zurück und ermöglichte somit die spätere Umgestaltung des Vereins. Auch Manager Willi Lemke legte zunächst seine Tätigkeit bei Werder nieder, wobei sich die komplette Führungsmannschaft Werders anschließend in neuen Funktionen des Vereins oder der GmbH und Co KGaA im Aufsichtsrat, im Vorstand oder in der Geschäftsführung wiederfand. Als neuer Präsident und späterer Vorsitzender der Geschäftsführung wurde Jürgen L. Born aufgestellt. Vor den Rücktritten auf obersten Ebenen, war bereits über einen Wechsel auf der Trainerposition entschieden worden.

Nach der Niederlage gegen Werders direkten Abstiegskonkurrenten Frankfurt wurde Felix Magath entlassen. Es übernahm der Trainer der Amateure, Thomas Schaaf. Klaus Allofs wurde parallel Mitglied des vierköpfigen Vorstands, der 2004 zur Geschäftsführung umgewandelt wurde, und war fortan für den Profifußball zuständig. Mit drei Siegen in den letzten vier Spielen schaffte Werder den Klassenerhalt. Kurz nach der Rettung feierte Bremen sogar den DFB-Pokal-Triumph nach einem Sieg gegen den FC Bayern München im Elfmeterschießen. Dadurch qualifizierten sich die Grün-Weißen für den UEFA-Cup. Und eine neue Ära sollte folgen


Mit Doublegewinn zurück in die Spitze


Geschäftsführer Klaus Allofs und Cheftrainer Thomas Schaaf freuen sich über die Meisterschale, zu der im gleichen
Jahr auch der DFB-Pokal hinzukommt.
 
Nach dem erfolgreichen Klassenerhalt unter Trainer Thomas Schaaf in der Saison 1998/99 tastete sich Werder Bremen wieder an die internationalen Ränge heran. In der UEFA-Cup-Saison 1999/2000 sorgte der SVW einmal mehr für Furore, denn die Grün-Weißen preschten bis ins Viertelfinale vor. In der 3. Runde vollbrachten die Bremer Akteure zuvor das mittlerweile 4. Wunder von der Weser. Nach einer 0:3-Hinspielniederlage bei Olympique Lyon riss Werder mit vier Toren das Ruder im heimischen Weser-Stadion rum und machte das Unmögliche doch noch möglich.

Mit einer offensiv ausgerichteten Spielweise ließen die Grün-Weißen in den folgenden Jahren bereits ihr großes Potential aufblitzen. Die Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe aber sollte bis 2004 noch nicht wieder gelingen. Werder profitierte in finanzieller Hinsicht aus dem Verkauf von einigen jungen, talentierten Spielern wie Claudio Pizarro oder Torsten Frings. Mittlerweile hatten auch Marco Bode und Andreas Herzog Anfang des neuen Jahrtausends als letzte Spieler der erfolgreichen Rehhagel-Ära ihre Karriere beendet.


Das neue Werder bestand nun aus Spielern wie dem französischen Mittelfeldregisseur Johan Micoud, dem Innenverteidigern Valerian Ismael, Frank Baumann und Mladen Krstajic und im Tor stand Andreas Reinke. Vorne sorgte ein herausragendes Stürmerduo mit Ivan Klasnic und Ailton für Tore am Fließband. Und 2003/04 sollte ihre Spielzeit werden. Zwar flog Werder gleich zu Beginn der Saison in der ersten Runde gegen die Österreicher vom FC Superfund Pasching aus dem UI-Cup, aber der Rest der Saison sollte viel unvergesslicher werden.

Zuvor stand aber noch eine große strukturelle Veränderung im Verein an. Denn ab dem 01.07.2003 hatte Werder Bremen den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb mit den Fußballaktivitäten des Profisports und des Leistungszentrums, und den ersten Mannschaften im Handball, Schach und Tischtennis in die Werder Bremen GmbH & Co. KG aA ausgegliedert. Die Eintragung der Ausgliederung ins Handelsregister erfolgte am 05.12.2003. Gegenstand der Gesellschaft ist die Fortführung, Erweiterung und Weiterentwicklung des bisherigen wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes des Sport-Verein "Werder" von 1899 e.V.. Somit besteht Werder Bremen aus dem Sport-Verein "Werder" von 1899 e.V sowie dem Wirtschaftsunternehmen Werder Bremen GmbH und Co. KG aA.

Auf die erfolgreiche strukturelle Veränderung, folgte Werders Double-Saison. Werder mischte von Beginn der Bundesliga-Runde an unter den besten Teams mit und erklomm am 16. Spieltag die Tabellenspitze. Diese gaben die Bremer in der Folge nicht mehr wieder her und krönten sich nach einem spektakulären 3:1-Erfolg beim Rekordmeister und Titelkonkurrenten FC Bayern München vorzeitig zum Deutschen Meister. Wenig später feierte die Schaaf-Elf nach einem 3:2-Erfolg über Alemannia Aachen auch den Pokal-Erfolg und somit den ersten Bremer Double-Gewinn überhaupt. Ein Doppelerfolg, der zuvor nur dem FC Bayern München und dem 1.FC Köln gelungen war.


Sternstunden im DFB-Pokal und in der Königsklasse


Die Freude über den sechsten Pokalsieg im Jahr 2009 war riesengroß: Claudio Pizarro reckt den Pott in die Höhe.
 
Bereits nach dem Meistertitel 1993 schnupperte Werder in der darauffolgenden Saison erstmals in der Champions League, dem ehemaligen Landesmeister-Wettbewerb. Seit dem Double 2004 sollte Werder auf Jahre Dauergast in jener europäischen Königsklasse werden. Es folgten Sternstunden gegen Teams wie Chelsea London, FC Barcelona oder Inter Mailand. Und nicht zuletzt ein Triumph im DFB-Pokal. Aber der Reihe nach:

Im Sommer 2004 verlässt Toptorjäger und Publikumsliebling Ailton die Meisterelf von Thomas Schaaf und wechselt zum FC Schalke 04. Sein Ersatz wird der Lauterer Miroslav Klose, der den Brasilianer adäquat ersetzt. Als sogenannter K&K-Sturm gehen Ivan Klasnic uns Klose auf Torejagd für die Werderaner. In der Saison nach dem Double setzt sich Werder weiterhin in der Spitze der Bundesliga fest und wird schließlich Dritter. In der Champions-League übersteht Werder die Gruppenphase, scheitert allerdings mit zwei Klatschen am französischen Meister Olympique Lyon.

Zur Saison 2005/06 kehrt Torsten Frings an die Weser zurück, außerdem verstärkt Innenverteidiger Naldo das Team von Thomas Schaaf. In der Champions League, für die sich Werder gegen den FC Basel qualifiziert, erreicht Werder wiederum das Achtelfinale. Gegen Juventus Turin ist Werder sogar die bessere Mannschaft, verpasst aber eine vorzeitige Entscheidung und scheidet nach einem Torwart-Fehler von Tim Wiese, der als sogenannte "Wiese-Rolle" Schlagzeilen macht, doch noch aus dem Wettbewerb aus. Wiese etabliert sich als Nachfolger von Andreas Reinke in den nächsten Jahren zur festen Nummer eins im Tor der Bremer und entwickelt sich an der Weser sogar zum Nationaltorhüter. In der Liga wird Werder 2006 Vizemeister hinter den Bayern aus München. Den besten Knipser aber haben die Bremer. Miroslav Klose wird mit 25 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga.

Im Sommer 2006 verlässt Mittelfeld-Regisseur Johan Micoud den Verein und kehrt zu seinem ehemaligen Klub Girondins Bordeux zurück. Werder holt im Gegenzug einen brasilianischen Ballkünstler aus Porto. Diego Ribas da Cunha streift das grün-weiße Trikot über und verzückt in der Folge Saison mindestens genauso, wie es Micoud zuvor getan hat. In der Champions League erwischt Werder eine Hammer-Gruppe mit Chelsea London, dem FC Barcelona und Levski Sofia und verpasst nach einem Heimsieg gegen Chelsea und einem Remis gegen Barca nur knapp das Achtelfinale. Dafür erreicht Werder das Halbfinale des UEFA-Cups, wo gegen Espanyol Barcelona Schluss ist. In der Liga qualifziert sich Werder als Dritter wiederum für die Königsklasse.

Die Saison 2007/08 startet allerdings ohne Miroslav Klose. Der Nationalstürmer wechselt zum FC Bayern. In der Bundesliga, in der Werder hinter dem FC Bayern Vizemeister wird, ist der 8:1-Heimsieg über Arminia Bielefeld einer der Höhepunkte der Saison. Weitere folgen auch wieder in der Champions League. Dort erweisen sich in der Vorrunde nicht etwa Real Madrid oder Lazio Rom als Stolpersteine der Schaaf-Elf. Denn gegen beide Vereine erringt Werder mitreißende Heimsiege. Allerdings verliert die Schaaf-Elf zwei Mal gegen Olympiakos Piräus. Für Werder geht es wieder im UEFA-Cup weiter. Dort ist gegen die Glasgow Rangers im Achtelfinale Endstation.

Mussten sich im UEFA-Cup-Finale geschlagen geben: Tim Wiese, Mesut Özil & Co.


Jubel nach dem 3:2-Erfolg gegen Real Madrid:
Christian Vander, Carlos Alberto, Boubacar Sanogo und Naldo.


2008/09 beendet Werder die Saison nur auf den zehnten Platz. Dafür sind die Bremer in den Pokalwettbewerben ganz vorne mit dabei. Nach Platz drei der Champions League-Vorrunde stürmt Werder ins letzte UEFA-Cup-Finale vor dessen Umbenennung in Europa League. Zuvor hatte Werder den Nordrivalen HSV im Halbfinale ausgeschaltet. Es sind zwei von insgesamt vier Derbys innerhalb von 19 Tagen zwischen beiden Klubs. Auch im DFB-Pokal-Halbfinale behält Werder die Oberhand und gewinnt auch das Liga-Duell gegen die Elbstädter. Im UEFA-Cup-Endspiel unterliegen die Grün-Weißen Schachtjor Donezk schließlich knapp. Durch ein Tor von Mesut Özil, dem seit dieser Saison aufstrebenden Mittelfeld-Ass neben Diego, besiegt Werder dafür im DFB-Pokal-Endspiel Finalgegner Bayer 04 Leverkusen und gewinnt zum sechsten Mal den goldenen Pott.

Es war der letzte Titel für Diego. Der Brasilianer wechselt in der Folge zum italienischen Traditionsverein Juventus Turin. In der Liga spielt sich Werder im Jahr des 111-jährigen Vereins-Jubiläums wieder in die Bundesliga-Spitze. Mit einem fulminanten Endspurt erreichen die Bremer schließlich noch den dritten Platz und qualifizieren sich zum fünften Mal innerhalb von sechs Jahren für die Champions-League. In der Europa-League ist für Werder erst im Achtelfinale nach zwei fulminanten Spielen gegen den FC Valencia Schluss.


Das neue alte Werder

 
Viktor Skripnik und Torsten Frings bildeten von 2014 bis 2016 das Trainerteam (Foto: DFL).

Durch die vergangenen Jahre, in denen sich der SV Werder als Dauergast in der Champions League präsentiert hatte, waren Fans und Verantwortliche das internationale Geschäft gewöhnt. Die Sternstunden in Pokal, Liga und Champions League prägten das Bild des SV Werder - bei den Fans und im Verein. 2010 jedoch begann eine Entwicklung, die mit dem Ende von Werder-Urgestein und Cheftrainer Thomas Schaaf und seinem langjähriger Weggefährten Klaus Allofs als Manager endete. Mit den personellen Veränderungen auf zahlreichen weiteren Positionen im Verein wurde bei den Grün-Weißen in den folgenden fünf Jahren eine neue Ära eingeleitet.

Die Saison 2010/2011 markiert den Beginn einer neuen, sportlich weniger erfolgreichen, grün-weißen Epoche mit neuen Herausforderungen sowie einigen Wechseln auf dem Platz und in der Führungsetage. Bereits Ende 2009 hatte Klaus Allofs das Amt des zurückgetretenen Jürgen L. Born als Vorsitzender der Geschäftsführung übernommen. Nur wenige Monate später wurde der ehemalige Profi Frank Baumann zum Assistenten von Allofs ernannt. Und auch auf dem Platz tat sich einiges: Getreu dem Werder-Motto "hier werden Stars gemacht und nicht gekauft" entwickelte sich Mesut Özil in den letzten Spielzeiten zum Bundesliga- und Nationalspieler. Zur Saison 2010/2011 folgte der Wechsel des Mittelfeld-Regisseurs zu den "Königlichen" nach Madrid.

Die Grün-Weißen qualifizierten sich zu Beginn der Saison 2010/11 in zwei fulminanten Spielen gegen Sampdoria Genua für die Gruppenphase der Champions League. Dort war allerdings Schluss für den SV Werder. Nach sechs aufeinanderfolgenden Jahren in der Champions League sollte dies vorerst die letzte Teilnahme an der "Königsklasse" gewesen sein. In der Liga belegte der SV Werder am Ende den 13. Tabellenplatz und schied in der 2. Runde des DFB-Pokals bei Rekordpokalsieger FC Bayern München aus.

Das Highlight der Saison lieferte Stürmer Claudio Pizarro: Der Peruaner erzielte am 23.10.2010 im Spiel bei Borussia Mönchengladbach einen historischen Treffer. Sein Tor in der 75. Minute, mit dem er den 4:1-Sieg besiegelte, war sein 134. in der Bundesliga. Er überholte damit Giovane Elber und schwang sich zum ausländischen Rekordtorschützen in der Geschichte der Bundesliga auf.


Abschied eines erfolgreichen Duos


Nach 13 Jahren löste sich das Bremer Erfolgs-Duo auf (Foto: nordphoto)

Pünktlich zum Saisonauftakt 2011/2012 wurde das umgebaute Weser-Stadion neu eröffnet. Die Heimspiele trug der SV Werder fortan in einer reinen Fußball-Arena aus. Und auch sportlich sollte den Grün-Weißen ein Neuanfang gelingen - doch der ganz große Durchbruch blieb zunächst aus. Zwar konnte man sich in der Liga auf Platz 9 verbessern, aber in der 1. Runde des DFB-Pokals schied der SVW überraschend gegen den 1. FC Heidenheim 1846 aus. Das alles ohne Werder-Ikone Torsten Frings. Der ehemalige Nationalspieler und Werder-Kapitän wechselte vor der Saison nach Toronto in die amerikanische MLS, wo er seine Karriere als Spieler ausklingen ließ. Zusätzlich mussten sich die Werder-Fans von den Abwehrgaranten Petri Pasanen und Per Mertesacker verabschieden.

Auch 2012/2013, eine Spielzeit später, konnte der SV Werder nicht an die großen Erfolge der Vorjahre anknüpfen. Das Team belegte in der Liga den 14. Platz und scheiterte erneut in der 1. Runde des DFB-Pokals, dieses Mal an Preußen Münster. Dennoch geht diese Saison in die grün-weißen Geschichtsbücher ein. Das Duo Allofs/Schaaf hatte die Grün-Weißen in der Ligaspitze etabliert, sechs Mal gelang die Qualifikation für die Champions League. In die gemeinsame Ära fielen zusätzlich der Doublegewinn 2004 sowie der Pokalsieg 2009. Im November 2012 löste sich das Erfolgs-Duo schließlich auf. Allofs verließ Werder Bremen nach 13 Jahren und heuerte beim Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg an. Klaus Filbry übernahm den Vorsitz der Geschäftsführung und ist seitdem eines der neuen Gesichter beim SV Werder. Am 27.12.2012 konnten die Grün-Weißen zudem mit Thomas Eichin den Nachfolger von Allofs präsentieren.
Und nur sechs Monate später war auch die lange und erfolgreiche Zeit von Thomas Schaaf als Cheftrainer vorbei. Am 15.05.2013 und damit kurz nach seinem 14-jährigen Jubiläum als Bundesliga-Trainer des SV Werder Bremen kam es zur einvernehmlichen Trennung. Zuvor hatte Schaaf mit den Grün-Weißen den Verbleib in der Bundesliga gesichert.


Der Neuanfang

 
Von den Fans getragen: Im Mai 2016 gab es nach dem Sieg gegen Frankfurt kein Halten mehr (Foto: nordphoto)

Mit Robin Dutt ging Werder erstmals seit 14 Jahren mit einem neuen Cheftrainer in die Saison 2013/14, die alles andere als erfreulich begann. In der ersten Runde des DFB-Pokals schied Werder zum dritten Mal in Folge gegen einen Drittligisten aus dem Pokalwettbewerb aus. Auch darüber hinaus spielten die Grün-Weißen keine erfreuliche Saison. Gegen den FC Bayern gab es eine 0:7-Heimniederlage, die höchste aller Zeiten. Werder beendete die Saison auf dem 12. Tabellenplatz.

Gerade mal neun Spieltage waren in der Saison 2014/15 gespielt, da trennte sich der Verein von Cheftrainer Robin Dutt. Bis dahin konnten die Grün-Weißen kein einziges Spiel gewinnen und so übernahm U 23-Coach Viktor Skripnik. An seiner Seite ebenfalls zwei ehemalige Werder-Spieler: Torsten Frings (Co-Trainer) und Christian Vander (Torwart-Trainer) ergänzten das Trainer-Team. Der neue Trainer führte die Mannschaft im Laufe der Saison vom letzten Tabellenplatz auf Rang 10, darunter auch dank einer Siegesserie von fünf Spielen. Im Pokal hingegen folgte schließlich erneut das Aus gegen einen Drittligisten (Arminia Bielefeld), aber Werder erreichte in dieser Saison immerhin das Achtelfinale. 

Auch in der Saison 2015/16 befand sich Werder mitten im Abstiegskampf. Nach der Hinrunde rangierte die Werder-Elf auf dem Relegationsplatz. Die Rückrunde spielte der SVW zwar deutlich verbessert, doch auch die Konkurrenten sammelten eifrig Punkte. Am letzten Spieltag, Werder stand weiterhin auf dem Relegationsplatz, kam es gegen den Tabellenfünfzehnten Eintracht Frankfurt zum Endspiel. Im Bremer Weser-Stadion stand es lange Zeit 0:0. Ein Spielstand, mit dem Werder in die Relegation gemusst hätte. Zwei Minuten vor Schluss erzielte allerdings die Chelsea-Leihgabe Papy Djilobodji den 1:0 Siegtreffer und versetzte das Stadion in eine komplette Ekstase. Im DFB-Pokal überraschte Werder ein ums andere Mal, bezwang Teams wie Gladbach und Leverkusen in denkwürdigen Begegnungen. Erst im Halbfinale war Schluss für den sechsfachen Pokalsieger: gegen Bayern München schied Werder knapp mit 0:2 aus.

Nach der Saison trennten sich die Grün-Weißen von Geschäftsführer Thomas Eichin. Ehrenspielführer Frank Baumann übernahm seinen Posten. Nach drei Niederlagen aus den ersten drei Saisonspielen 2016/17 musste Cheftrainer Viktor Skripnik seinen Posten räumen. Für ihn steht seitdem Alexander Nouri an der Seitenlinie, der von den Co-Trainern Florian Bruns und Markus Feldhoff unterstützt wird.


Emotionale Ausrufezeichen, unkonstante Ausbeute

„Wir müssen die Zuschauer wieder auf unsere Seite bringen“, appellierte der bisherige U23-Verantwortliche Alexander Nouri in Richtung seines neuen Teams, das einigen Kredit bei den leidgeprüften Anhängern eingebüßt hatte. Und es wurde besser. Bei den dramatischen Heimsiegen über Wolfsburg, Leverkusen – als der erst 19-jährige Ousman Manneh nicht nur das Sieg-, sondern erste Bundesliga-Tor eines Gambiers überhaupt erzielte – und Ingolstadt hinterließ man emotionale Ausrufezeichen, die das Publikum mitrissen. Werders Punkteausbeute blieb dennoch nicht konstant. Vier Niederlagen in Folge mit jeweils einem Tor Unterschied zu Jahresbeginn katapultierten die Grün-Weißen zurück auf den Abstiegsrelegationsplatz.


Wurde bei Werder zum Nationalspieler: Serge Gnabry (nordphoto)
 
Kein für bei Sinnen gehaltener Beobachter hätte sich in diesem Moment nur ansatzweise den Gedanken gestattet, dass die Mannschaft nur etwas mehr als zweieinhalb Monate später weit entfernt von jeglichen Existenznöten urplötzlich ein erstmals seit sieben Jahren ernstzunehmender Anwärter auf das internationale Parkett sein würde. Genau das aber nahm mit einem erlösenden 2:0-Auswärtssieg in Mainz dank der Tore von Serge Gnabry, der mittlerweile ein erfolgreiches Nationalmannschaftsdebüt gegeben hatte, und dem Winter-Glücksgriff Thomas Delaney seinen Anfang. Den Höhepunkt all dessen brachte ein von Fin Bartels und Max Kruse ermöglichter 2:0-Heimsieg am 31. Spieltag über den direkten Konkurrenten Hertha BSC.

Kruse sammelte allein in der Rückrunde sagenhafte 20 Scorerpunkte  (13 Tore – darunter ein Viererpack in Ingolstadt – und sieben Assists) und wusste mit Bartels einen kongenialen Partner an seiner Seite. Elf Mal hintereinander war Alexander Nouris Mannschaft ungeschlagen geblieben, holte neun Siege bei einem Torverhältnis von 28:9.

Richtig weh tat zwischendurch die schwere Verletzung von Kapitän Clemens Fritz in der Partie gegen Darmstadt, wo Torsten Frings unterdessen seine erste Cheftrainerstation angetreten hatte. Fritz erlitt in seinem insgesamt 331. Bundesliga-Spiel einen Syndosmosebandriss, der das Karriereende des 36-jährigen vorwegnahm. Der nur kurz darauf zum achten Ehrenspielführer des Vereins ernannte Fritz musste demzufolge auch die drei abschließenden Matchball-Spiele um Europa von außen verfolgen, in denen seine Teamkollegen noch einmal allesamt Spektakel lieferten. Für den ganz großen Coup fehlte am Ende bloß eine knappe Viertelstunde.

Nach einem 3:4 in Köln und dem 3:5 daheim gegen Hoffenheim hatten sie vor über 80.000 Zuschauern bei Borussia Dortmund die letzten Körner mobilisiert, um den SC Freiburg doch noch von Europa-League-Qualifikationsplatz sieben zu verdrängen. Werder führte 3:2 beim BVB, ehe der spätere DFB-Pokal-Sieger durch zwei Elfmeter in der Schlussphase trotzdem gewann. „Heute überwiegt zwar die Enttäuschung, aber wir können stolz auf das Ergebnis in der Endtabelle sein“, resümierte Geschäftsführer Frank Baumann über besagten achten Rang des viertbesten Rückrundenteams der Liga.

 
Bis Oktober 2017 waren Alexander Nouri und Markus Feldhoff das Trainer-Duo beim SVW (Foto: nordphoto).

Wer auf ein Ende der in der jüngeren Vereinsgeschichte stets mitschwingenden Bremer Wankelmütigkeit gehofft hatte, musste sich auch in der folgenden Spielzeit einstweilen weiter gedulden. Zwar entschied Werder den Pokalauftakt bei Drittligist Würzburger Kickers (3:0) souverän für sich, in der Bundesliga geriet man jedoch allzu schnell in eine neuerliche Negativspirale.

Am 10. Spieltag war selbst bei den leidensfähigsten Anhängern in der Ostkurve der Geduldsfaden gerissen. Nachdem Augsburgs Michael Gregoritsch an jenem tristen Oktobernachmittag der sichtbar angeknockten Heimelf einen mühelosen Konter zum 0:3 zugefügt hatte, erschütterten gellende Pfiffe das mit 40.500 Zuschauern abermals bestens besetzte Weser-Stadion.

„Unterstützung gibt es von den Fans nur, wenn man alles für den Klub gibt, das haben die Spieler heute leider nicht getan. Das ist dem SV Werder nicht würdig gewesen“, zürnte Frank Baumann unmissverständlich. Immer noch kein Sieg, erst fünf Punkte, bis dato lediglich drei erzielte Saisontore und der daraus resultierende vorletzte Tabellenplatz verursachten, dass Alexander Nouri und sein Co-Trainer Markus Feldhoff am Morgen des 30. Oktobers freigestellt wurden.


Mit Offensive zum Erfolg

 
Seit 2017 gemeinsam für das Bundesliga-Team verantwortlich: Frank Baumann und Florian Kohfeldt(Foto: nordphoto).

Seit November 2017 ist Florian Kohfeldt verantwortlich für die Bundesliga-Mannschaft des SV Werder Bremen. Nach Viktor Skripnik und Alexander Nouri ist er der dritte Trainer, der vor seiner Tätigkeit als Cheftrainer Werders U23 trainierte. Es war der Beginn einer neuen Werder-Euphorie.

Kohfeldt legte nicht nur die Nehmerqualitäten der Mannschaft wieder frei, sondern verpasste ihr – atypisch für eine bis dato verunsicherte Mannschaft im Tabellenkeller – darüber hinaus einen mutigen Offensivansatz, den sie trotz noch einigen lauernden Rückschlägen alsbald mehr und mehr verinnerlichte. Zunächst einmal beendeten die Grün-Weißen dank eines glatten 4:0 über Hannover 96 in Kohfeldts zweitem Spiel an der Linie eine schier ewig andauernde Leidenszeit.

Seit jenem 2:0 gegen Hertha BSC Ende April war der SVW saisonübergreifend fast sieben Monate lang dem nächsten Bundesligasieg hinterhergerannt. Anfang Dezember lösten die Bremer einen noch viel länger währenden Bann. Vor zuletzt mehr als zehneinhalb Jahren hatten sie eine Bundesliga-Partie in Dortmund gewonnen, bevor Maximilian Eggestein und Theodor Gebre Selassie einen 2:1-Sieg einleiteten.

Auch wenn dieser Achtungserfolg nicht genügte, um vor Weihnachten den Relegationsrang hinter sich zu lassen – das spätere 3:2 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Freiburg bereitete immerhin einen versöhnlichen Jahresabschluss und für Florian Kohfeldt „eine ganz wichtige Botschaft: Wir können mit Fug und Recht sagen, dass Qualität in uns steckt und die werden wir in der Rückrunde abrufen“, prophezeite er.


Aller Abstiegssorgen ledig

 
Volle Attacke: Der SVW begeistert mit Offensivfußball (Foto: nordphoto).

Die Mannschaft sollte den Auftrag ihres Fußballlehrers nicht überhören. Zwar blieben in den frühen Rückrundenwochen die nötigen Siege noch aus, aber nicht zuletzt der aufrichtige Beifall von Jupp Heynckes, Trainer des wiederum frühzeitig der Konkurrenz enteilten FC Bayern, für Werders forschen, nur unbelohnten Auswärtsauftritt in München war ein weiterer Ausweis der positiven Entwicklung: „Sie haben nicht, wie viele andere hier, nur verteidigt, sondern mit ganz klaren Ideen nach vorne gespielt.“

Schon bald untermauerten die Bremer ihre spielerischen Ansätze endlich mit anhaltend ertragreichen Ergebnissen. Binnen zwei Monaten – zwischen Anfang Februar und Anfang April – entledigte sich Werder durch 19 Punkte in acht Spielen nahezu sämtlichen Abstiegssorgen.

Der Klassenerhalt geriet für die fünftbeste Rückrundenmannschaft bis zum Schluss nicht mehr in Gefahr. Florian Kohfeldt hatte den Blick da bereits auf den nächsten Schritt nach vorn gerichtet: Wir sollten die Art und Weise, wie wir es geschafft haben, als Erfolg verbuchen. Aber dauerhaft kann nicht einfach nur der Verbleib in der Bundesliga unser Ziel sein.“


Neuer Anspruch

 
Im Sommer 2018 kam nicht nur Davy Klaassen an die Weser (Foto: nordphoto)

Auf eine kaum verzichtbare Identifikationsfigur der keinesfalls erfolgsverwöhnten jüngeren Vergangenheit musste man bei diesem neu herausfordernden Unterfangen allerdings verzichten. Zlatko Junuzovic, der zuletzt Clemens Fritz als Kapitän beerbt hatte, zog es nach sechseinhalb Jahren an der Weser und beinah 200 Pflichtspielen im Werder-Trikot zurück in die österreichische Heimat. Zudem galt es, den zu Borussia Dortmund wechselnden, unumstrittenen Stammspieler Thomas Delaney zu ersetzen. Aber jene Unerschrockenheit, Kreativität und Initiative, die Frank Baumann und Florian Kohfeldt von ihrer Mannschaft auf den Platz verlangen, bewiesen sie auch selbst im Zuge der Spielzeit 2018/19 – sowohl im offenen Umgang mit ambitionierten Zukunftszielen als auch bei der dafür nötigen personellen Weichenstellung. Sie schürten Aufbruchstimmung.

Nicht allein die Verpflichtung des ehemaligen Ajax-Kapitäns Davy Klaassen sorgte für Aufsehen, auch Rückkehrer Martin Harnik, Yuya Osako, Nuri Sahin oder der nimmersatte, ewig junge Claudio Pizarro steigerten erheblich die Qualität des Kaders. Wohin der Weg führt, ist ein halbes später noch völlig offen. „Wir haben uns vor der Saison zu einem harten Weg bekannt und gesagt, dass wir nach Europa wollen. Das werden wir auch nicht revidieren“, betonte der Cheftrainer nach dem bitteren 2:3-Hinrundenabschluss in Leipzig, der Werder Winterpausen-Rang zehn mit 22 Punkten einbrachte. Er wusste genauso: „Für den Fußball, den wir spielen, haben wir zu wenige Punkte geholt. Aber die Art, wie wir Fußball spielen, passt. Dazu habe ich eine Mannschaft in der Kabine mit einem starken Charakter. Ich freue mich auf die Rückrunde."


Phänomenale Gänsehautwoche zum 120. Geburtstag

Wozu sein Team in der Lage ist, das bewies es jüngst im Laufe der auf und außerhalb des Rasens phänomenalen Gänsehautwoche zum Vereinsjubiläum. Am 4. Februar, dem 120. Gründungstag, richtete der SVW im hochrangigen Kreis ein festliches Geburtstagsdinner aus, ehe drei Tage darauf 2.500 berauschte Fans in der „Alten Werft“ das LAUTER WERDER-Konzert feierten.

Kaum 48 Stunden zuvor hatten die Grün-Weißen und der unangefochtene Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund in dessen mit über 81.000 Zuschauern gefüllten Fußballtempel ein episches DFB-Pokal-Achtelfinale geboten. Claudio Pizarro und Martin Harnik egalisierten einen zweimaligen Rückstand in der Verlängerung (3:3), bevor Kapitän Max Kruse nach zwei von Fabeltorwart Jiri Pavlenka gehaltenen Dortmunder Versuchen das 7:5 im Elfmeterschießen zu Gunsten Werders besiegelte. „Mehr Rückschläge kannst du nicht kriegen, mehr Emotionen kannst du - gepaart mit Cleverness - nicht auf den Platz bekommen. Einfach überragend“, jubelte Cheftrainer Kohfeldt. Das i-Tüpfelchen erhielten diese denkwürdigen Tage durch den deutlichen 4:0-Heimsieg gegen den FC Augsburg, der den Rückstand auf die anvisierten internationalen Plätze einstweilen auf nur noch drei Punkte verkürzte.

 


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