Eine Saison zweite Liga für Werder - das war definitiv ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Eine wilde Fahrt, aber von A bis Z eine spannende Zeit. WERDER.DE fasst von A wie Aufstieg bis Z wie Zusammenhalt noch mal alles zusammen, was im grün-weißen Kosmos wichtig war.

A – Aufstieg, der. Tor Weiser, ach nee, doch nicht,Tor Füllkrug, Tor Ducksch und dann:  WAS. FÜR. EINE. PARTY. Feierei auf dem Rasen, in der Kabine, auf dem Truck am Osterdeich, in der Lounge und im Club. Cheftrainer Ole Werner räumt beim Tanz auf dem Kabinentisch endgültig mit dem Klischee vom zurückhaltenden Norddeutschen auf und hat so viel Bier in den Klamotten, dass er im WERDER.TV-Interview noch leise tropft. Leonardo Bittencourt ruft „Aufstiegslachs!“ in die Kamera, Marvin Ducksch trinkt „definitiv keine Cola“ und die Bilder von den unendlich vielen feiernden Fans beim Corteo in der Stadt und bei der Truckfahrt am Osterdeich wird jeder von uns für immer im grün-weißen Herzen tragen. Erste Liga, Werder ist zurück!

B – Busbegleitung, die. Immer wieder diese Fans! Vor dem Nordderby gegen den alten Rivalen HSV bereiteten sie unserer Mannschaft einen denkwürdigen Busabschied am wohninvest WESERSTADION, der mit einem umjubelten Sieg belohnt wurde. „Es war bemerkenswert, wie die Fans uns zu Hause verabschiedet haben und wir wollten ihnen diesen Derbysieg einfach schenken“, sagte Kapitän Ömer Toprak damals nach dem Spiel. Auch unser Cheftrainer Ole Werner sieht bei der bedingungslosen Unterstützung der Fans einen deutlichen Anteil am Erfolg: „Es lässt mich natürlich nicht kalt, wenn uns tausende Fans empfangen oder bei Auswärtsspielen den Bus verabschieden. Solche Momente erzeugen Gänsehaut, man freut sich, das ist eine große Unterstützung. Dafür sind wir sehr dankbar, das hat uns in den letzten Wochen ein Stück weit getragen.“ Vor dem Rückspiel gegen Kiel dann der Busempfang am Stadion, leider mit weniger glücklichem Ausgang auf dem Spielfeld. So oder so waren unsere Fans aber auch in diesem Jahr eindeutig erstklassig!

C – Chancenverwertung, die. Auch wenn wir vielleicht alle das Geräusch von Leder auf Aluminium noch zu präsent im Ohr haben, um das wirklich zu glauben und aufgrund unseres Torverhältnisses das kollektive Haareraufen perfektionieren konnten: So unfassbar schlecht war unsere Chancenverwertung gar nicht. 65 Tore bei 836 Torschüssen (übrigens die meisten der Liga) macht eine Quote von 7,8 %. Das bringt den SVW auf Platz neun in der Chancentabelle der zweiten Bundesliga und damit ins solide Mittelfeld. Aber ja, wir fühlen den Frust über die vergebenen Chancen definitiv auch!
Ein kleines Kuriosum übrigens: Die beste Werder-Quote der Saison hat Maxi Eggestein, der inzwischen für den SC Freiburg die Schuhe schnürt: Zwei Torschüsse, ein Tor, das macht eine Quote von 50 %. Bei den aktuellen Werderanern macht quotenmäßig Defensivspieler Marco Friedl das Rennen, er schoss 15 Mal aufs Tor, wovon vier Bälle im Netz landeten.

D – Ducksch, Marvin. Die Hände an den Kopf, Finger spreizen und Zunge raus (blau oder nicht): So feierte unser Stürmer Marvin Ducksch in dieser Saison 20 Tore für den SVW – und eines gegen uns. Im Hinspiel gegen Hannover 96 trifft unsere Nummer 7, damals noch im Trikot der Hannoveraner, kurz nach der Halbzeit gegen Michael Zetterer zum 1:1 Endstand. Hätte er damals mal schon gewusst, welcher Krimi dieses Aufstiegsrennen am Ende noch werden würde und wie sehr jeder Punkt und jedes Tor gebraucht würden… Er hätte sich den Treffer vielleicht nochmal überlegt. Stimmt doch, Marvin? ODER??

E – Energieleistung, die. Vor allem unter Ole Werner zeigten unsere Grün-Weißen in dieser Saison echte Comeback-Qualitäten. Die Mannschaft machte aus neun Spielen, in denen sie in Rückstand gerieten, noch vier Siege und fünf Remis, holte 17 Punkte. Das ist Bestwert der Liga. „Dass wir zurückkommen, zeigt unsere Stabilität. Denn genau auf solche Dinge kommt es an: Wer bleibt nach Rückschlägen stabil?“ lobte Trainer Werner seine Mannschaft schon nach dem Spiel gegen St. Pauli. Und auch wenn vor allem die Spieler selbst (und sicher auch die leidgeprüften Fans) durchaus das ein oder andere Mal mit frühen Rückständen haderten, am Ende sprachen diese Leistungen für unsere Mannschaft. "Auch wenn wir zurückliegen, ist das Engagement des Teams bemerkenswert", sagte etwa Mitchell Weiser.
Doch auch abgesehen von reinen Spielständen bewiesen die Grün-Weißen im Laufe der Saison immer wieder, dass sie sich von Nackenschlägen nicht aus der Spur bringen lassen. Als Ole Werner als Cheftrainer übernahm, befand die Mannschaft sich im unspektakulären Mittelfeld der Tabelle. Gegen Aue kam der Aufschwung, der aber von regelmäßigen Rückschlägen wie gegen Heidenheim und Kiel abrupt gebremst wurde. Werder fand immer die richtigen Antworten, holte etwa gegen Schalke und den HSV auch mental wichtige Punkte. Und dann waren da noch die Verletzungen… Vor allem Kapitän Ömer Toprak fiel immer wieder aus, zeitweise musste Werner die gesamte Abwehr ersetzen. Auch das gelang, die jungen Spieler bewiesen ihre Qualitäten eindrucksvoll. Werder Bremen kann zurückkommen - nach Rückständen, Rückschlägen und am Ende auch in die erste Liga.

F – Freed from Desire. Was das mit Werder Bremen zu tun hat? Am Anfang der Saison noch gar nichts. Bis Marvin Ducksch sich mit seinen Toren in die Werder-Herzen schoss und einige musikalische Fans (oder Leonardo Bittencourt, die Quellen widersprechen sich an dieser Stelle) den Song von Gala auf ihn umdichteten. Aus „Freed from desire,
mind and senses purified“ wurde „Ducksch is on fire, your defence is terrified!“ und den Ohrwurm wurden wir auch erstmal nicht mehr los. Später wurde dann ausgeweitet: „Füllkrug‘s on fire“ hallte durchs Stadion, oder auch „Friedl…“ – eben je nach Torschützen. Zwischendurch war gesanglich sogar mal Ole on fire. Man KÖNNTE jetzt natürlich anmerken, dass Will Grigg zuerst on fire war – Aber für uns Werderaner geht eben nichts über Duckschi!

G – Geisterspiel, das. In dieser Saison gab es glücklicherweise nur ein wirkliches Geisterspiel, das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Ole Werners viertes Pflichtspiel als Cheftrainer des SVW, das erste Spiel des Jahres 2022. Leere Ostkurve, auf der Haupttribüne Banner, die an die Fans erinnern. Bedrückende Stille im Stadion. Das Spiel endete mit einem 3:0 für Werder und dem vierten Sieg im vierten Spiel unter Werner. Außerdem trafen zweimal Niclas Füllkrug und einmal Marvin Ducksch, jeweils nach sehenswertem Zusammenspiel. Aber ganz ehrlich? Das Wahre war das alles trotzdem nicht, so ganz ohne Fans. Immer wieder betonten auch Spieler und Trainer, wie sehr der Support fehlte und dass Fußball nur mit den Fans funktioniert – wir sind froh, dass ihr wieder da seid!

H - Hässliche Vögel.  Wie schnell aus einem lustigen Kommentar etwas ganz Großes werden kann, erlebte unser Stürmer Niclas Füllkrug nach dem Spiel gegen Paderborn. Die Genialität des Sturmduos Ducksch-Füllkrug begann, sich abzuzeichnen und in guter Tradition startete die Suche nach einem Spitznamen für die Beiden, der es mit dem legendären „Pizza Toni“-Sturm von Pizarro und Ailton aufnehmen kann. Für den Vorspiel-Podcast nach einer Idee gefragt schlug Niclas Füllkrug schließlich „die hässlichen Vögel“ vor – und der Spitzname blieb haften. Insgesamt kamen die Beiden gemeinsam bis zum Ende der Saison auf 39 Tore für den SVW, nicht selten legten sie sich die Treffer gegenseitig auf. Zählt man Duckschs eines Tor im Trikot von Hannover 96 vom Saisonbeginn mit, haben die beiden den Rekord des „K&K-Sturms“ aus Klose und Klasnic eingestellt – den kreativeren Spitznamen haben Duckschi und Fülle aber allemal.

I - Impfpass, der. Vielleicht DER Wendepunkt unserer Saison, aber auf jeden Fall ein gravierender Einschnitt: In der Woche vor dem Hinspiel gegen den FC Schalke 04 stellt das Bremer Gesundheitsamt Unstimmigkeiten bei den Daten im Impfpass des damaligen Cheftrainers Markus Anfang fest. Die Behörde stellt Anzeige und die polizeilichen Ermittlungen beginnen. Am Tag des Schalke-Spiels am 20. November legt Anfang gemeinsam mit seinem Co-Trainer Florian Junge sein Amt nieder. Gegen beide war ein Verfahren wegen gefälschter Impfpässe eingeleitet worden. Das Spiel am Abend endet unter der Leitung von Co-Trainer Danjiel Zenkovic mit 1:1. Markus Anfang hat die Fälschung inzwischen eingeräumt und wurde zu einer Geldstrafe sowie einer einjährigen Berufsausübungssperre verurteilt, die ab dem Ende der Saison 2021/22 zur Bewährung ausgesetzt wird.

J – Jüdische Vereinsmitglieder. Neben allen sportlichen Erlebnissen machte der SV Werder auch in dieser Saison weitere Schritte zur Aufarbeitung der Vereinsgeschichte und zur Prävention von Antisemitismus. Das Heimspiel gegen den KSC am 5. Februar stand unter dem Motto „Nie wieder Nationalsozialismus“, vor dem Anpfiff bestärkte der Verein per Stadiondurchsage sein Versprechen, eigene Verfehlungen aufzuarbeiten und mit aller Kraft an zukünftiger Prävention zu arbeiten. Im März fand dann im wohninvest WESERSTADION die Vorstellung des Buches „Werder im Nationalsozialismus. Lebensgeschichten jüdischer Vereinsmitglieder“ statt, bei der sich Werderpräsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald in einer Podiumsdiskussion einbrachte. Im Buch werden jüdische Vereinsmitglieder porträtiert und auch die Rolle Werders im Nationalsozialismus beleuchtet. Im April waren zwei der Autoren, Fabian Ettrich und Lukas Bracht, erneut im Stadion zu Gast, um den Auftakt der Veranstaltungsreihe „90 Minuten Tacheles“ zu geben, die verschiedene Themen und Perspektiven im Bereich Fußball und Antisemitismus behandelt.

K – Kabinenkrach, der. Drei Tage Suspendierung vom Training musste Niclas Füllkrug hinnehmen, nachdem er sich nach der 0:3 Hinspiel-Niederlage gegen Darmstadt 98 in der Kabine heftig mit Werders Leiter Profi-Fußball und Scouting Clemens Fritz gestritten hatte. Außerdem wurde eine Geldstrafe in Form einer Spende an einen guten Zweck fällig. „Diesen Vorfall konnten wir als Verein so nicht hinnehmen", erklärte Fußball-Geschäftsführer Frank Baumann damals. Auch Fülle zeigte sich einsichtig: „Ich habe mich bei Clemens, beim Trainerteam und auch bei der Mannschaft entschuldigt. Ich habe eine Grenze zwischen Spieler und Verantwortlichem überschritten. Das darf mir nicht passieren“, entschuldigte er sich. Im April sprach Fülle dann bei „SKY – Meine Geschichte" noch einmal über den Vorfall und betonte, dass inzwischen alles ausgeräumt sei. Direkt nach dem Streit platzte dann auch der Tor-Knoten und die Ära des Goalgetters Füllkrug begann.

L - Liam Schmid. Die Geburt eines Kindes ist immer ein freudiges Ereignis, für unseren Zauberer Romano Schmid gibt’s seit der Ankunft seines Sohnes Liam gleich doppelt Grund zur Freude: Natürlich einerseits wegen des Familienzuwachses aber andererseits auch, weil es seitdem auf dem Feld außerordentlich gut für ihn läuft. „Die Tore, die ich erziele, werden immer für meinen Sohn sein, weil er mir Kraft gibt. Es ist schön, für ihn zu treffen“, sagte Romano, nachdem er im Dezember sowohl gegen Erzgebirge Aue, als auch gegen Hannover 96 traf. Auch Geschäftsführer Fußball Frank Baumann lobte Schmids Entwicklung: „Er tut uns gut, bietet sich immer wieder in den Zwischenräumen an und war im Verlauf der Hinrunde auch schon an einigen Toren mit dem drittletzten oder vorletzten Pass beteiligt. Er kann gerne so weitermachen.“ Das tat Romano – in der vergangenen Saison verpasste er nur das Spiel gegen Dynamo Dresden, weil er eine Gelbsperre absaß. Außerdem feierte er auch bei der österreichischen U21-Nationalmannschaft Torerfolge. Danke, Liam!

M – Mannschaftskreis, der. „Da ist eine Mannschaft gewachsen“, das hörte und las man in der vergangenen Saison immer wieder über unseren SVW. Spieler, bei denen es auch in der Kabine passt, die sich gegenseitig vertrauen und miteinander sprechen – auch mal nicht so angenehme Themen auf den Tisch bringen. Deshalb bot die Mannschaft vor wie nach dem Spiel zuverlässig ein vertrautes Bild: Zusammenstehend im engen Mannschaftskreis wurde miteinander gesprochen. Erst dann ging es auf die Spielpositionen oder, nach dem Spiel, zu den Fans.
Selbst in der größten Aufstiegseuphorie wurde niemand besonders hervorgehoben, sondern immer auf die Mannschaftsleistung verwiesen. Allen voran Ole Werner, der seine eigene Leistung immer hinter die des Teams stellte. Und auch beim Ausblick auf die nächste Saison setzte der Trainer genau dort den Schwerpunkt: „Wir müssen auch weiterhin eine Mannschaft haben, die auch zwischenmenschlich zusammenpasst. Gerade wenn es mal eine Zeit lang nicht so gut läuft und es mal ein, zwei Wochen nichts zu feiern gibt, muss es zwischenmenschlich im Team stimmen“, betonte er in einer Medienrunde nach dem letzten Saisonspiel. Teamgeist – auch so ein Schlagwort unserer Saison.

N – Nordderby, das. Okay, okay – über das Hinspiel breiten wir den Mantel des Schweigens, wir wollen in der Sommerpause ja niemandem die Laune verderben. Aber DIESES RÜCKSPIEL! Dieser Busabschied am wohninvest WESERSTADION, dieses Nordderby-Kribbeln und dann dieses Spiel! Ein 2:3 im Volksparkstadion, Werder ist Derbysieger UND Spitzenreiter! Ein Tor Füllkrug, zwei Tore Ducksch (der für seine Treffer ein paar wohlgemeinte Ohrfeigen von seinen Teamkollegen kassiert). Unser Defensivroutinier Christian Groß ging damals sogar so weit zu sagen: „Wegen solcher Spiele spiele ich Fußball." Und nicht nur die mitgereisten Werderfans werden ihm sicherlich zustimmen und sagen: „Wegen solchen Spielen schauen wir Fußball!“ Die Bilder der euphorisch feiernden Mannschaft bei den Fans haben uns (und alle, die es mit Werder halten) sicher über den ein oder anderen Tiefschlag in der restlichen Saison getragen. Auch wenn unser Kapitän mit seiner Performance auf dem Zaun nicht ganz zufrieden war…

O – Ostkurve, die. Sind wir mal ehrlich: Unsere Ostkurve ist einfach nicht wirklich abgestiegen. Ihr Support war auch in dieser Zweitligasaison immer absolut erstklassig, danke! Niemanden, der jemals diese Energie in unserem Stadion gespürt hat, wird das je kalt lassen und auch unsere Mannschaft betont immer wieder, wie wichtig dieser letzte Push ist, den nur die Fans geben können. Busabschiede, Busempfänge, Choreos, aber auch und vor allem das soziale Engagement, das aus unserer Ostkurve kam, als es um Spenden für die Betroffenen des Ukrainekrieges ging – das ist Werder Bremen.
In welche Liga unsere immer erstklassige Ostkurve dann jetzt aufgestiegen ist? Erwischt, da haben wir uns in der Metapher ein bisschen verzettelt. Aber wir hoffen einfach mal, dass sie auch in der nächsten Saison wieder bei uns im Stadion ist…

 

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